EINE NATION STREAMT SICH ZU REICHTUM
In China reicht oft schon ein Smartphone, eine stabile Internetverbindung und ein Account auf Douyin, Taobao oder Kuaishou – den chinesischen Pendants zu TikTok, Amazon und YouTube –, um als Streamer durchzustarten: Produkte zeigen, Geschichten erzählen oder ganze Shows inszenieren. Der Markt ist 2023 auf ein Volumen von erwarteten 700 Milliarden Euro angewachsen, fast 10 Prozent des gesamten Einzelhandels in China, so GENUINE Research und iResearch. Das ist das 40-Fache im Vergleich zu vor fünf Jahren.
AUFMERKSAMKEIT ALS WÄHRUNG: DER KAMPF UM SICHTBARKEIT
Influencer wie Yin Shihang haben erfundene Realität zum Geschäftsmodell gemacht. Sein fünfstündiger „Hochzeits“-Stream brachte 7 Millionen Euro Umsatz ein. Andere greifen zu ähnlichen Methoden.
Der deutsche Influencer Tilman Lesche, mit 3 Millionen Followern auf Douyin, erklärt: „Es geht darum, in 3 Sekunden Aufmerksamkeit zu fangen.“ Algorithmen belohnen Streams mit hoher Interaktivität, was den Wettbewerb zu einem brutalen Rennen um Sichtbarkeit macht.
LIVESTREAMING TRIFFT COMMERCE IM GROSSEN STIL
Chinas Plattformen integrieren Shopping direkt in die Social-Apps. Mit wenigen Klicks können Zuschauer alles kaufen, was gezeigt wird – Parfum, Handys, Mode – und es am nächsten Tag geliefert bekommen. Besonders deutsche Produkte sind in Lesches Streams beliebt, die an hochdynamisches, interaktives Teleshopping erinnern.
VON SUPERSTARS ZU ROBOTERN: DIE ENTWICKLUNG DER STREAMER
Top-Influencer wie Austin Li, der „Lipstick King“, verkaufen Millionen an Kosmetik. Inzwischen testen Plattformen virtuelle Moderatoren – KI-Avatare, die persönliche Begrüßungen und maßgeschneiderte Verkaufsargumente liefern. Auch wenn sie noch keine Kommentare beantworten können, sie werden nicht müde und machen keine Fehler. Laut Damian Maib von GENUINE könnten Robo-Hosts erhebliche Kostenvorteile bringen und Risiken minimieren.
Hier den ganzen Artikel lesen: “Livestreaming in China: Der Traum vom großen Geld” , Süddeutsche Zeitung, April 2023
